…hat sich allerdings nicht durchgesetzt

Ich hatte mir mal eine Uhr eines bekannten Schweizer Plastikuhrenherstellers gekauft. Die Uhr hieß „Webmaster“ und hatte als Besonderheit die Anzeige einer sogenannten Internet Time. Diese Internet Zeit mit dem gleichen Namen wie der Plastikuhrenhersteller wurde von Nicholas Negroponte  dem berühmten MIT-Professor, mit erdacht. Der Tag wird dabei in 1000 sogenannte Beats unterteilt. Dies macht das Rechnen mit dieser Zeit relativ einfach. Eine weitere Besonderheit  ist das Fehlen von Zeitzonen, was ich persönlich sehr praktisch finde und was auch eigentlich den größten Vorteil einer einheitlichen Internetzeit darstellt. Der „Null-Meridian“ der Internet-Zeit bezieht sich auf den Schweizer Ort Biel. Dreimal dürft Ihr raten, wieso ausgerechnet Biel. Damit deckt sich @0 dieser Internet-Zeit mit 00:00 Uhr Mitteleuropäischer Zeit (die mittlerweile im Volksmund auch „Winterzeit“ genannt wird).

Laut Wikipedia hat sich die Internetzeit des Schweizer Plastikuhrenherstellers nicht durchsetzen können. Dies könnte natürlich daran liegen, das es mit der koordinierten Weltzeit UTC schon seit vielen vielen Jahren so etwas wie eine einheitliche Weltzeit gibt. Auf technischer Ebene gilt sie im Internet längst als Standard, ebenso wie in der Luft- und Raumfahrt, der Seefahrt, beim Amateurfunk und vielen anderen Anwendungsbereichen. Für internationale Verabredungen oder Veranstaltungen ist UTC ideal. Eine weitere Verbreitung von UTC im Internet-Alltag fände ich deshalb erstrebenswert, alleine schon wegen der unterschiedlichen Beachtungen der Sommerzeiten weltweit. Es würde ja schon genügen, bei einer Uhrzeit den entsprechenden Abstand zu UTC mit anzugeben, so wie es die entsprechenden Normen ja auch bereits vorsehen. Gleichzeitig müsste nur noch eine gewisse Sensibilität bei den Usern hinzu kommen. Aber solange gerade in einigen angelsächsischen Ländern (USA, Kanada, Neuseeland und Australien) sogar noch an der 2-mal-12-Stunden-Zählung festgehalten wird, habe ich da relativ wenig Hoffnung.

Die Sinnhaftigkeit einer weiteren Internetzeit scheint jedenfalls nicht besonders hoch. Doch wenn man ehrlich ist, dürfte hinter der Einführung der Plastikuhren-Internet Zeit nicht zuletzt auch die Marketing-Abteilung des Herstellers gesteckt haben. Und für einen Werbegag kann man alleine die Länge des entsprechenden Wikipedia-Artikels eigentlich schon als respektablen Erfolg bezeichnen. Der Markenname hat über diese Internet-Zeit außerdem geradezu viral in Programmiersprachen wie zum Beispiel PHP Einzug gehalten.  Auch das eine respektable und nicht zu unterschätzende Marketing-Leistung. Der Hersteller hat die Hoffnung wohl auch noch nicht aufgegeben, dass sich seine Internet-Zeit durchsetzen könnte und und betreibt weiterhin eine Website zur Umrechnung – die allerdings recht umständlich zu bedienen ist.

Meine „Webmaster“-Uhr habe ich übrigens bei einer Paddeltour in der Verdonschlucht in Südfrankreich verloren. Ich hatte sie abgenommen (um die Ausleihzeit der Boote besser im Blick zu haben) und bei einer „halben Eskimorolle“ ging sie über Bord. Seemännisch war mir das auf jeden Fall eine Lehre. Aus nostalgischen Gründen habe ich später eine baugleiche Uhr im Internet per „Sofort-Kauf“ erneut erstanden.