Teilen vs. Sharing vs. Economy

Ich bin ein großer Anhänger der Teilen-statt-Haben-Idee, persönliche Erfahrungen damit habe ich bisher vor allem beim Stuttgarter Carsharing-Unternehmen Stadtmobil gesammelt. Aber einige Entwicklungen, die derzeit unter dem Buzzword-Etikett „Sharing Economy“ laufen, finde ich eher fragwürdig. Auch wenn ich selbst schon auf Angebote wie AirBnB zurückgegriffen habe, stelle ich mir schon die Frage, ob hier der Begriff „Sharing“ (also Teilen) überhaupt noch zutrifft. Letztendlich entsteht bei sehr vielen AirBnB-Vermietern der Eindruck, es handele sich um reine Anbieter von Ferienwohnung. Der Gedanke, die eigene Wohnung oder Teile davon bei Leerstand jemand anderem zur Verfügung zu stellen wird ja durch das gezielte Ankaufen solcher Wohnungen zum reinen Zweck der Vermietung geradezu pervertiert. Da dies letztendlich eine gewerbliche Nutzung von Privatwohnungen darstellt, wehren sich einige Städte mittlerweile auch gegen solche Modelle.

AirBnB scheint sich durch eine weitgehende Anonymität zwischen Vermieter und Mieter auch von Gastfreundschaftsnetzwerken wie zum Beispiel Couchsurfing zu unterscheiden. Beim Couchsurfing steht ja für Gäste wie Gastgeber neben der günstigen Unterkunft oft auch der kulturelle Austausch im Mittelpunkt. Damit befindet Couchsurfing sich für mich viel mehr mit dem ursprünglichen Gedanken des Teilens, da sich ja im Gegensatz zu AirBnB niemand extra eine Wohnung kauft, um dort Fremden einen Schlafplatz anzubieten. Bei Couchsurfing werden also vorhandene Ressourcen besser genutzt, eine tragende Säule des Sharing-Gedankens.

Ähnlich verhält es sich wohl beim Taxi- und Mitfahruntermehmen „Uber“. Viel wurde schon darüber geschrieben. Ich habe sogar schon von Leuten gelesen, die sich extra ein Auto anschaffen wollten, um sich, meist an gesetzlichen Regelungen vorbei, ein Einkommen als privater Uber-Taxifahrer zu verschaffen. Mit den ursprünglichen Mitfahrgelegenheiten, wo es ja auch um das Teilen von Kosten geht, hat das nichts mehr zu tun.

Am Beispiel Uber beschreibt Sascha Lobo die Auswirkungen der sogenannten Sharing Economy in seiner Spiegel-Kolumne recht zutreffend, wie ich finde. Er verwendet für solche Geschäftsmodelle den Begriff „Plattform-Kapitalismus“ und weist auch ausfühlich auf die Durchkommerzialisierung des Alltags hin.

Empfehlen möchte ich Euch in diesem Zusammenhang auch der Zündfunk-Beitrag „Teilen statt haben? Wie die Sharing-Economy unsere Wirtschaft verändert“ vom Bayrischen Rundfunk, in dem auch andere Teil-Modelle wie zum Beispiel die Creative Commons zur Sprache kommen.

„Commons“ – also Gemeingüter bilden für mich eine wichtige Säule eines zukunftsfähigen Umgangs mit den Ressourcen unseres Planeten, wogegen die immer weitere Kommerzialisierung und Privatisierung, wie wir sie unter dem Deckmantel der sogenannten Sharing Economy erleben, eher das Gegenteil bedeuten.

Hier ein Filmchen zum Thema Commons:

Und zum Schluss noch der „Sharing Song“ von Jack Johnson:

2 Antworten auf „Teilen vs. Sharing vs. Economy“

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